school and education

Der Geist des Rheingaus

„Gefühlt ein Bundessieg“

Rheingauschule erfolgreich beim Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“

Die Teilnahme der Rheingauschule Geisenheim am diesjährigen schulsportlichen Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ (JtfO) in der Sportart Rudern fand in der vergangenen Woche ihren Höhepunkt beim Bundesfinale in Berlin. Nach der erfolgreichen Qualifikation beim Landesentscheid mit dem Doppelvierer mit Steuermann Anfang Juli in Kassel konzentrierte sich die Mannschaft in den letzten Wochen durch eine akribische Vorbereitung auf das Bundesfinale, das vom 13. bis 17.9. stattfand. Bei dieser Großveranstaltung kommen fast 5000 SchülerInnen aus 16 Bundesländern zusammen, um unter den jeweiligen Landessiegern die Bundessieger zu küren.

Bundesfinale
Bundesfinale
Bundesfinale

Adrian Langendörfer, Maximilian, Rühling, Alexander Rühling, Leonard Weiss und Steuermann Gregor Winderl begannen bereits im Frühjahr, in zahlreichen Trainingseinheiten Kondition und Technik zu optimieren. Ihr Trainer Bernhard Rühling, selbst Vizeweltmeister und Olympiateilnehmer, arbeitete einen präzisen Plan aus, um das Team optimal vorzubereiten. Leider konnte das Training auf dem Wasser nur begrenzt durchgeführt werden, nachdem der Rheinpegel durch das trockene Wetter immer weiter sank.

Parallel zum Training kam auf die Organisatoren auch die Aufgabe zu, ein regattafähiges Rennboot zu organisieren. Die Rheingauschule besaß keines und der WSV Geisenheim, langjähriger Kooperationspartner der Schule, ebenso nicht. So konnte über Kontakte beim Mainzer Ruderverein für den Landesentscheid ein Boot geliehen werden. Nachdem sich die Mainzer Schulen für Rheinland-Pfalz ebenso für das Bundesfinale qualifiziert hatten, musste eine neue Lösung her. So kam die Idee auf, ein neues Boot zu kaufen. Ein solches Boot kostet selbst gebraucht bis zu 30.000 Euro. In einer großartigen Gemeinschaftsaktion zwischen WSV, dem Ehemaligen- und Förderverein und weiteren Sponsoren konnte der Kauf rechtzeitig zum Bundesfinale tatsächlich umgesetzt werden.

So startete die Mannschaft mit dem betreuenden Lehrer Holger Stadermann Richtung Berlin, das Trainergespann Sonja und Bernhard Rühling reiste ebenfalls an. Nach der Ankunft wurden zunächst alle SchülerInnen aus Hessen in der Landesvertretung begrüßt und es gab ein vorzügliches Abendessen für die Sportler. Im Anschluss erkundete man Berlin etwas zu Fuß und schnupperte damit etwas „Hauptstadtluft“. Ab Mittwoch stand der Sport im Mittelpunkt. Auf der Olympia-Regatta-Strecke von 1936 in Berlin-Grünau waren zwei Trainingseinheiten im neuen Boot angesetzt. Schon da wurde klar, dass es im Wettkampf gegen echte schulsportliche „Schwergewichte“ aus ganz Deutschland gehen würde. Meist sind dies Schulen, die als Elite-Schulen des Schulsport zertifiziert sind und tägliche Trainingseinheiten normal sind. Über 600 SchülerInnen waren an den Ruder-Wettkämpfen beteiligt. Der Respekt vor diesem Wettkampf war bei allen spürbar.

Am Donnerstag sollten dann diese dann beginnen. Am Vormittag stand der erste Vorlauf an. In dem stark besetzten Feld zeigte sich das Boot der Rheingauschule in blendender Form und musste nur den späteren Bundessieger aus Dresden ziehen lassen. Das bedeutet, das im Hoffnungslauf gegen Mittag mindestens wieder ein 2. Platz erreicht werden, damit man das A-Finale erreichen würde. Nach einer kurzen Erholungsphase in einem angrenzenden Bootshaus wurde die Taktik für dieses entscheidende Rennen besprochen. Nachdem der Start nicht ganz optimal lief, konnte nach einer tollen zweiten Laufhälfte hinter Rostock der 2. Platz errudert werden, die Teilnahme am A-Finale war gesichert! Am Mittag stand nun die Erholung an, die Rennen hatten bei allen Spuren hinterlassen. Schon das Erreichen des Finales kann als herausragend bezeichnet werden. Es sollte nicht das Ende sein…

Am Freitag um 11:30 Uhr war das Rennen um den Bundessieg in dieser Bootsklasse angesetzt. Neben dem Vorlaufsieger aus Dresden und der Schule aus Rostock waren noch Sportschulen aus Potsdam, Hamburg und Halle dabei. Das Boot der Rheingauschule startete auf Bahn 1, was wegen des zunehmenden Windes zunächst kein Nachteil sein sollte. In einem furiosen Start konnte sich die Rheingauschule zunächst auf Platz 2 festsetzen. Im zweiten Teil des Rennens wandelte sich der Windvorteil in einen Nachteil und die Gegner holten auf. Es sollte zu einem dramatischen Zielanlauf kommen. Neben dem souveränen Sieger aus Dresden lagen die Boote aus Hamburg, Potsdam und Geisenheim fast gleichauf. Im Ziel zog Hamburg auf Position und Potsdam hatte den Bug knapp vor der Rheingauschule, es war nicht mal ein Meter. So wurde es am Ende der 4. Platz. Die Mannschaft war aufgrund des Rennverlaufs zunächst doch enttäuscht. Mit etwas Abstand betrachtet muss man allerdings festhalten: nach 51 Jahren hat die Rheingauschule erstmals an einem Bundesfinale teilgenommen, dazu gegen hochrangige Sportschulen aus ganz Deutschland. Und gleichzeitig schnitt man als drittbestes Boot aus Hessen ab. Das zusammen ist gar nicht hoch genug zu bewerten. „Gefühlt ein Bundessieg“, wie ein Betreuer einer anderen Schule anerkennend formulierte.

Der Frust über den verpassten 3. Platz wich denn auch zunehmend dem Stolz über das großartigste sportliche Ergebnis, das eine Mannschaft der Rheingauschule jemals erreicht hat. Am Abend gipfelte das noch in einem großen Partyabend im Velodrom in Berlin mit fast 5000 TeilnehmerInnen.

Am Samstag ging es dann auf die Heimreise zurück in den Rheingau – und der Pegelstand hat sich auch wieder etwas normalisiert und die Motivation ist da, gerne nochmal zu einem Bundesfinale nach Berlin zu reisen. 

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