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Der Geist des Rheingaus

Kunstcocktail im Städel

Am 27.02.2019 waren der Kunst-Leistungskurs Q2 (Kissel, siehe Foto) und alle Grundkurse der Q2 (Dörr und Sobotta) der Rheingauschule im Städel-Museum in Frankfurt. Der Schwerpunkt lag auf der Führung durch die Sonderausstellung von Lotte Laserstein und dem Blick auf die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg.Albers Hommage to the Square

 

Bis zur Führung hatten wir als LK noch Zeit, um uns im restlichen Museum umzuschauen. So gingen wir zuerst ins Untergeschoss, wo die Gegenwartskunst von „1945 – Heute“ ausgestellt ist. Von abstrakter Malerei bis zu Fotografie, von Josef Albers' Studie „Hommage an das Quadrat: Herbstmitte“ (siehe Foto) bis zu Ulay (Frank Uwe Laysiepen) mit „S`he“, war vieles vertreten. Näher beschäftigt haben wir uns mit dem oben genannten Bild des deutschen Malers und Kunsttheoretikers Josef Albers, der 1933, nach der erzwungenen Selbstauflösung des Bauhauses, an dem er unterrichtete, in die USA auswanderte. Es sind, nach längerem Betrachten, zwei Bilder, die man sieht: Zum einen die vier Quadrate in unterschiedlichen Farben und Größen von Braun über Ocker bis zu Orange und von groß nach klein ineinander gestaffelt, einen Raum erzeugend. Nach längerem Betrachten entlarvt sich das Bild dann als Illusion: Es gibt nämlich nur ein Quadrat in der Mitte, das quadratische Format des Bildes und die farbigen Rahmen um das mittige Quadrat. Es gibt auch kein Vor- oder Hintereinander, sondern nur eine Ebene: Die der Leinwand. Die Räumlichkeit wird über die verschiedenen Farbtöne und ihre Anordnung suggeriert und zudem wird der räumliche Eindruck über die nach unten verschobene Anordnung des Quadrats und dessen Rahmen intensiviert. Albers Ziel war die Sprache der Farbe zu erforschen, das Quadrat schien ihm dazu besonders dienlich: „Es guckt nicht um die Ecke und hat die wunderbar frontale Ansprache“, meinte er dazu. Er erklärte zudem: „Die Farbe ist sich selbst genug. Das Quadrat ist nur ein Tablett, auf dem ich meine Verzückung durch Farbe ausdrücke.“ Viele weitere Erkenntnisse sind bei seiner berühmten Quadrat-Serie möglich: Die Nachbarschaft einer Farbe entscheidet über ihre Wirkung, der rationale Aufbau des Bildes erfährt über den Farbauftrag mit Pinsel und ohne weitere Hilfsmittel eine Sinnlichkeit. Außerdem sind es Bilder, die beim Betrachter Gefühle und Assoziationen auslösen, Albers verdeutlicht dies durch seine Titel wie „Warm welcome“ oder „Herbstmitte“.

Anschließend sind wir ins Obergeschoss gelaufen, um die Kunst der Moderne (1800-1945) zu sehen. Die erste Malerei, die wir hier erblicken durften, war das berühmte Gemälde von Tischbein „Goethe in der römischen Campagna“. Nach einer Reihe von Unterhaltungen über die Bedeutung der einzelnen Gemälde, haben wir uns in der Sonderausstellung von „Tizian und die Renaissance in Venedig“ (siehe Foto: Johannes der Täufer von Bossano) wiedergefunden. Es war eine tolle Erfahrung, nachdem wir die Renaissance im Unterricht behandelt haben, auch die venezianische Malerei der Renaissance im Original zu sehen.

Unseren Museumsaufenthalt haben wir mit einer Führung durch die Ausstellung von Lotte Laserstein beendet. Sie war eine in Vergessenheit geratene deutsche Künstlerin, deren Kunst zu den Wiederentdeckungen der letzten Jahre gehört. Sie wurde für kurze Zeit berühmt und hatte auch ihre erste Einzelausstellung in Berlin. Leider endete ihr Ruhm durch die Zeit der Nationalsozialisten, in der sie als Halbjüdin nach Schweden geflohen ist. Im Exil hat sie weiterhin gemalt, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, nur hat es nicht gereicht, um wieder Erfolge und Ruhm zu erlangen. Letztendlich verschwand so langsam ihre Kunst aus der Öffentlichkeit. In der Ausstellung konnten wir durch die Gemälde eine Reise durch ihre Lebensphasen machen. Wir konnten eine ihrer eindrucksvollen Skizzen aus der Studienzeit betrachten und auch bedeutende Merkmale in ihren Gemälden, die sie besonders machen, erschließen (Foto: Russisches Mädchen mit Puderdose, 1928). Abschließend haben wir auch die gemalten Portraits, die Aufträge, die sie in Schweden angenommen und ausgeführt hat, um Geld zu verdienen, gesehen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine tolle Erfahrung war, sich die Werke und besonders die Originale anzuschauen. Der Kunstcocktail hat sich gelohnt und wir können es nur weiterempfehlen: Jeder sollte mindestens einmal das Städel Museum besucht haben. :-)

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